San Miguel de Allende
Trifft man wider Erwarten auf Amerikaner, die von Mexico schwärmen, zählt neben Puerto Vallarta, the Baja (amerikanisch the Baahaaaa), und Playa del Carmen auch San Miguel de Allende zu ihren Top-Must-Sees. Wir fahren trotzdem hin. Es sind nur knappe 50 Minuten von Guanajuato nach San Miguel de Allende, kurz SMA. Wie auch Guanajuato trägt SMA den Titel UNESCO Weltkulturerbe, gehört wie Guanajuato zu den „pueblos magicos“, den magischen Dörfern Mexikos. Die Buntheit Guanajuatos hat uns belebt, die erdig warmen Farbtöne San Miguel Allendes beruhigen, wirken fast einer fein aufeinander abgestimmten Kollektion entsprungen. Im Schöner Wohnen Farbverzeichnis trügen sie Namen wie Rost, Curry, Ceyenne, Senf, Mango und Rosenholz.
Nichts stört die Harmonie, an keiner Scheußlichkeit bleibt mein Blick hängen. „Malerisch“, eine „Perle der Kolonialkultur“ sind Attribute, die man häufig im Zusammenhang mit dieser Stadt vernimmt und sie erklären, warum es hier so viele Künstler herzieht. Von den 80.000 Einwohnern sind geschätzte 15% Ausländer, zumeist nordamerikanische Rentner oder Maler und Fotografen.
Das Stadtzentrum der schönsten Stadt Mexikos ist überschaubar. Fast alle kopfsteingepflasterte Straßen führen zum Plaza Principal, wo unter perfekt manikürten Bäumen die Touristen oder hippe Weekender aus Mexiko Stadt Manufaktur- Helado schlecken oder Barrista-Kaffee nippen. Über allem thront die Parroquia, eine rosafarbene Barockkirche deren Zuckergusstürme mich an die Sagrada de Familia in Barcelona erinnern.
Es ist Samstagnachmittag, die Sonne malt goldene Lichtreflexe auf die Fassaden der stilvoll gealterten Häuser, im Eingang der Kirche steht ein Gringobrautpaar in enger Umarmung, schunkelt ein wenig unbeholfen zu den Klängen der in mexikanischer Tracht (JUHUU, der erste Sombrero!) spielenden Band. Die Angehörigen stehen im Kreis, schnipsen mit den Fingern, die Herren klacken mit ihren Hacken, die Damen wedeln mit den Säumen ihrer Kleider, ¡Arriba! ¡Ándale! – mexican Feeling für die (Themen-) Traumhochzeit.
Wir versuchen, uns in den pittoresken Kopfsteinpflasterstraßen zu verlaufen. Pustekuchen- an jeder Häuserecke weisen uns Schilder den Weg. Wir schreiten durch wurmstichige Holztore, auf der Suche nach Überraschungen und landen immer wieder in Kunstgalerien, Edelhotels und Gourmetrestaurants.
Hinter jeder Straßenecke suchen wir nach einem Abgrund, einem Makel und finden doch immer wieder nur saubere, charmante und stilvoll restaurierte Fassaden. Hätte SMA einen Hafen, würden hier Kreuzfahrtschiffe ankern, damit sich die Damen in farblich abgestimmten Kleidern vor den sublim verwitterten Fassaden ablichten lassen können. San Miguel de Allende ist wunderschön, wahrscheinlich wirklich die schönste Stadt Mexikos. Eine Schönheit, die unserer rauen Seele unglücklicherweise nach kurzer Zeit zu eintönig wird und so machen wir uns nach ein paar Stunden wieder auf den Weg Richtung der Ruinen von Teotihuacan.